Wenn Karin Selle in ihren Imkeranzug schlüpft und die Bienenvölkern in ihrem wilden Garten besucht, lässt sie den Alltag hinter sich. Zwischen Klee, Holunder und wildem Phlox summt und brummt hier das Leben im Takt Schwarms.
Was sie von ihren Bienen bekommt, ist weit mehr als Honig: Es geht um Achtsamkeit, eine tiefe Verbindung mit der Natur – und immer wieder um kleine Lektionen über das Leben selbst.
„Was macht sie denn da nur?“ Karin Selle hockt vor dem Bienenstock und beobachtet konzentriert eine einzelne Biene, die am Flugloch vor- und zurückkrabbelt. Etwa 500.000 Bienen leben insgesamt in Karins Garten – doch im Moment hat sie nur Augen für diese eine. Erst als die kleine Biene nach einer Weile zielstrebig durch den Eingang verschwindet, blickt sie auf und lächelt: „Sie geben mir manchmal noch immer Rätsel auf.“
Wer Karins Garten besucht, erkennt schnell, wer hier den Ton angibt. „Der Rasen könnte mal wieder gemäht werden“, sagt sie fröhlich, während sie den schmalen Weg zu ihrer Parzelle entlangläuft. Doch gerade blüht der Klee, eine Lieblingspflanze ihrer Bienen – also bleibt der Rasen so, wie er ist.
Ein Garten voller Leben
Der Schrebergarten, in dem Karin ihre Bienen hält, liegt im Süden Lübecks – mitten in einem Naturschutzgebiet. Kein Strom, kein fließendes Wasser, dafür jede Menge Ruhe und Natur. Auf 400 Quadratmetern richtet sich hier alles nach den Bedürfnissen der Bienen. Vor den hölzernen Beuten herrscht Hochbetrieb: Die Bienen fliegen ein und aus, schwer beladen mit Nektar und Pollen für die Sommertracht. „Es ist für mich fast wie Meditation, die Bienen zu beobachten.“



“Die Bienen brauchen den Imker nicht zwingend. Wenn sie eine Unterkunft finden, können sie wunderbar allein leben – solange keine Krankheiten wie die Varroamilbe auftreten.”
Die ganze Geschichte über Karin Selles Bienengarten erschien in Werde 03/2025.