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Zu lecker, um nicht auf dem Tisch zu landen

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Lea Brumsack und Tanja Krakowski retten Gemüse, das nicht der Norm entspricht.

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Gleiche Größe, ebenmäßig in Form und Farbe – so wird uns Obst und Gemüse zum Kauf angeboten, so kennen wir es. Lea Brumsack und Tanja Krakowski fragten sich, was eigentlich mit all dem Gemüse geschieht, das „zu freakig“ für den Supermarkt ist: weil es zu krumm, zu dünn oder zu dick ist. Tatsächlich müssen Bauern gut ein Drittel der Ernte aussortieren und als Tierfutter verwenden oder gleich umgraben oder kompostieren. Die optische Andersartigkeit macht dieses Gemüse unverkäuflich.

Wie muss eine Möhre aussehen?

„Die meisten Konsumenten wollen eben ,schöne‘ Ware und keine dreibeinigen Möhren“, sagt Lea Brumsack. Interessant ist: Die berühmte Verordnung Nr. 1677/88/EWG, die einst den Krümmungsgrad der Gurke festlegte (auf zehn Zentimeter Länge maximal einen Zentimeter), ist schon seit 2009 zusammen mit vielen anderen Gemüsenormen abgeschafft. Schaut man ins Supermarktregal, scheint es jedoch, als seien die EU-Normen wirksam wie eh und je. „Handelsketten haben zum Teil weiterhin Richtlinien, die festlegen, was angeboten wird“, erklärt Lea Brumsack. „Und es steckt in den Köpfen drin. Wir haben eine bestimmte Vorstellung verinnerlicht, wie eine Möhre oder eine Zwiebel auszusehen hat.“

Rote Beete Brownies

Statt Gemüse einem Schönheitsideal zu unterwerfen, beschlossen die beiden Produktdesignerinnen, den Formenreichtum der Natur in den Mittelpunkt zu stellen – nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit. 2012 gründeten sie Culinary Misfits und setzen sich seitdem mit dem „Rest der Ernte“ auseinander, all den krummen Rüben, den aufgeplatzten Radieschen, pockennarbigen Zucchini und knubbligen Rote-Bete-Knollen – und erschaffen daraus so Köstliches wie karamellisierte Radieschen, mit Rote-Bete-Mus gefüllte Brownies oder eingemachten Möhrchen-Hummus. Die Bauern, die die zwei Frauen im Berliner Umland ansprachen, fanden ihre Idee erst mal seltsam: zwei Designerinnen, die sich für krummes Gemüse interessieren? „Es waren die Einzelgänger, die kleinen Betriebe, die sich als Erste unserer Idee öffneten, Axel Szilleweit vom Hof ,Teltower Rübchen‘ war der Erste.“

Hässliches Gemüse in großen Mengen

Nach und nach folgten auch größere Betriebe in Brandenburg. Inzwischen verarbeiten die „Misfits“ 15 bis 150 Kilo Gemüse pro Woche: bei ihren Ess-Events oder für die Workshops, in denen sie Küchenhandwerk und Sortenvielfalt vermitteln und für einen wertschätzenden Blick auf Lebensmittel werben.

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