Werde Magazin - Thomas Faißt

„Diese Arbeit entspricht meinem Bedürfnis nach Sinn“

Beitrag Friends Interviews

Der Köhler Thomas Faisst entdeckte im Alter von 40 Jahren seine Berufung: Die Verwandlung von Holz zu Kohle.

Werde Magazin - Thomas Faisst

 

Warum nehmen Sie diese Arbeit auf sich?
Warum nimmt man das Leben auf sich? Die Frage stellt sich mir nicht so. Es kam, wie es kam. Die Arbeit kommt aus mir. Sie ist mein Leben. In meinen Überlegungen, warum ich das mache, geht es nicht um betriebswirtschaftliche Berechnungen, es geht vielmehr um die sinnhafte Seite meines Wesens. Also entspricht diese Arbeit meinem Bedürfnis nach Sinn.

Was ist Ihr Wunsch?
Mein Wunsch in der Arbeit mit Feuer ist, immer noch mehr über das Element zu erfahren. Diesem Element in seinem Wesen noch viel näher zu kommen. Da gibt es noch so viel, was ich nicht weiß.

Was wollen Sie weitergeben?
Tatsächlich etwas, was man in Händen halten kann, wie die entstandene Holzkohle. Etwas, in dem die Menschen vielleicht mein warmes Herz spüren können.

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Vom Holzscheit zur Holzkohle

Zur Herstellung hochwertiger Holzkohle wird traditionell Buchenholz aus Wintereinschlag verwendet. Das Holz wird in ein Meter lange Abschnitte aufgesägt, zu feinen schwachen Scheiten gespalten und anschließend für drei bis vier Monate zu Kreuzbeigen luftig aufgesetzt. Es soll zuvor gut luftgetrocknet sein. Auf der von Laub und Reisig befreiten Kohlplatte wird ein Bodenrost aus Stangen und Brettschwarten errichtet. So kann vorhandenes und eintretendes Wasser nach unten ausgeleitet werden. In der Mitte des Rostes wird eine Stange verpflockt. Um diese herum wird das Holz aufrecht in Form eines Kegelstumpfes so geschichtet, dass keine größeren Hohlräume entstehen. Anschließend wird die gesamte Oberfläche mit Reisig oder altem Heu abgedeckt.

Wwerde Magazin - Thomas FaisstDieses Rauhdach ist die Tragschicht für die eigentliche Abdeckung. Die sichtbare schwarze Abdeckung ist ein etwa 10 bis 20 cm starker Mantel aus Lösche, einem Gemisch aus feinen Kohlepartikeln, Asche und sandhaltiger Erde. Diese Schicht schließt das Innere des Meilers relativ luftdicht ab. Oben auf dem Meiler wird in der Mitte ein Feuer entfacht, welches den Verkohlungsprozess in Gang setzt. Hat das Meilerholz Feuer gefangen, wird der obere Teil auch mit Lösche abgedeckt. Im Bodenbereich werden Zuglöcher geöffnet und oben ringsherum etwa zehn Löcher, sogenannte Köhlerpfeifen, damit Wasserdampf und entstehende Gase entweichen können. Die ersten Tage muss die Arbeit rund um die Uhr bewacht werden, auch um bei Eigenreaktionen des Meilers sofort handeln zu können. Dafür ist viel Wissen und Erfahrung nötig.

Der Köhler Thomas Faißt lebt in Baiersbronn im Schwarzwald als selbstständiger Waldarbeiter, Köhler, Waldpädagoge und künstlerischer Leiter der jährlich stattfindenden Kleinkunstbühne „Kultur am Meiler“. wald-kohle-kultur.de

Text und Foto (Barbara von Woellwarth)