Etwas herstellen, ganz bei sich sein und verbunden mit dem, was man tut, macht zufrieden. Zum Beispiel aus selbst gesammelten Wildkräutern eine vitalisierende Tinktur ansetzen, die viele Wochen hält.
Unsere Vorfahren waren Sammler und Jäger und ernährten sich von dem, was ihnen die Natur schenkte. Sie streiften umher auf der Suche nach Beeren, Kräutern, Wurzeln und Nüssen. Auch heute bewahren die Wälder und Wiesen um uns herum einen großen Reichtum an Nährstoffen für uns. Es lohnt sich also, eines der ältesten Kulturgüter der Menschheit, das Sammeln, wieder aufleben zu lassen.
Wildkräuter auf Wiesen
Denn regionaler und umweltschonender als etwa mit Löwenzahn von der Wiese kann ein Essen kaum zubereitet werden. Mit Büchern, Wildkräuterwanderungen oder Onlinekursen können wir uns gut informieren, damit wir die essbaren Kräuter auch erkennen, bevor das Sammeln losgeht. Denn auch bei uns wachsen hochgiftige Pflanzen. Deswegen: nur sammeln, was ganz sicher bestimmt werden kann. Zu Beginn sind einfach erkennbare Wildkräuter wie Schafgarbe, Spitzwegerich oder Brennnessel gut geeignet. Mit jedem Tag auf der Wiese steigt das Wissen um die Kräuter, und schon bald fühlt es sich ganz natürlich an, Essbares von Nicht-Essbarem zu unterscheiden. Am besten sucht man Wiesen und Waldränder fernab von Straßen und von konventioneller Landwirtschaft ab. Urbane Sammler informieren sich bei der Stadtverwaltung, in welchen Parks bestimmt nicht gespritzt wird.
Wildkräuter richtig ernten
Am frühen Vormittag an sonnigen Tagen sind die Pflanzen am kräftigsten. Als Faustregel gilt: maximal ein Viertel eines Bestandes abernten. So kann sich die Pflanze erholen, und Vögel und Insekten finden genug Nahrung. Was wird aus den Wildkräutern zubereitet? Für den täglichen Verzehr lassen sich Wildkräuter in einem nassen Tuch eingewickelt bis zu fünf Tage im Kühlschrank lagern und verfeinern Salate und Smoothies. Gedünstet dienen sie als Spinatersatz, und in Aufläufen und Suppen sind sie eine nahrhafte Ergänzung. Doch auch die Haltbarmachung ist ein Kulturgut: Tinkturen, Mazerate, Salben, Wickel und mehr lassen sich aus dem Gefundenen herstellen. Hier lohnt es sich ebenfalls, sich in Büchern, Kursen oder in der Familie zu informieren.
So stellst du eine Kräuter Tinktur her
Schritt 1
Sammeln und bestimmen
Suche dir eine Wiese fernab von Straßenlärm und kon-ventionell bewirtschafteten Feldern. Mit einem Kräuter-messer lassen sich Wildkräuter am besten ernten, und du minimierst die Beschädigung der Pflanzen rundherum. Gesammelt in einem Beutel, warten die Kräuter auf ihre Verwendung. Beim Bestimmen helfen Bücher und Apps. Zwischendurch probieren ist erwünscht, wenn du die Pflanze sicher erkennst. Für ein 300-ml-Glas benötigst du etwa ein bis zwei Hände voller frischer Kräuter.
Schritt 2
Zerkleinern und ansetzen
Zu Hause wäschst du die Kräuter kurz unter kaltem Wasser und trocknest sie sorgsam mit einem Küchentuch ab. Anschließend wird das Kraut zerkleinert, damit die Inhaltsstoffe leichter durch das Extraktionsmittel ausgezogen werden können. Besonders gut funktioniert das etwa mit Korn mit 40 Prozent Alkoholgehalt. Auf einen Teil Kräuter werden zwei Teile Alkohol gegossen, sodass alle Pflanzenteile gut bedeckt sind. Gut schütteln und an einen hellen, aber nicht sonnigen Ort stellen.
Schritt 3
Filtern und dunkel lagern
Finde einen gut zu erreichenden Platz für deine Tinktur, zum Beispiel die Fensterbank oder das Regalbrett in der Küche. Denn du musst den Auszug alle paar Tage gut schütteln. So bildet sich kein Schimmel, und die gesamte Blattoberfläche kommt mit dem Extraktionsmittel in Berührung. Nach zwei Wochen werden die Kräuter, etwa mit einem Teefilter, abgeseiht, und du füllst die Tinktur in eine dunkle Flasche. Einen Aufkleber mit Datum, Inhalt und Mischverhältnis nicht vergessen.
Schritt 4
Einnehmen bei Bedarf oder als Kur
So ein vitalisierender Wildkräuterauszug passt wunderbar in einen Smoothie, ins Frühstücksmüsli oder in deinen bunten Salat, als Ergänzung zum Dressing. Wenn du ihn gut verträgst, kannst du auch sechs Wochen lang täglich ein bis zwei Esslöffel ein-nehmen, sozusagen als Kur. Wer keinen Alkohol trinkt, kann einen Auszug genauso gut mithilfe von Essig, Glycerin, Öl oder Natron als Extraktionsmittel herstellen, wenn er sich sicher ist, dass er es gut verträgt. Auch hier sind Bücher gute Informationsquellen.
Zur Person
Annika Krause ist ausgebildete Pflanzenheilkundlerin. Die Gründerin des Unternehmens kruut, das Kräuterauszüge aus überlieferten Rezepturen herstellt, hat es sich zur Mission gemacht, Wildkräuter wieder zurück in den Alltag zu bringen.