Sabrina Wagner hat ihren Traum wahr gemacht und lebt als Selbstversorgerin in Niederbayern. Dort bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihrer Familie einen Hektar Land, hält Laufenten und Hühner. Die Permakultur-Beraterin nimmt uns einen Sommer lang mit, führt uns durch ihren wunderbaren Garten – und verrät, wie man eine gute Brennnesseljauche ansetzt.
Nachdem der kalte und nasse Mai uns einige schlaflose Nächte beschert hat, geht der Juni wärmer und vor allem trockener weiter. Der viele Regen war so gut – allerdings hat uns unser Grundstück ganz klar die Grenzen aufgezeigt. Wir wissen nun, wo wir nacharbeiten müssen, und an welcher Stelle der geplante Teich entstehen soll.
Durch die Kälte und den Regen sind einige Kulturen sehr viel später dran als üblicherweise um diese Jahreszeit. Es sind mehr Schnecken unterwegs als in trockenen Jahren, und feine Samen hatten es schwer zu keimen.
Nun wächst alles ganz schnell
Es ist jedoch erstaunlich, mit welcher einer Kraft die Pflanzen nun – nach wenigen Tagen Sonne – emporschießen und all die Fähigkeiten zeigen, zu denen sie in der Lage sind. Bereits nach einer Woche wurde beispielsweise aus einem kümmerlichen, gelben Kürbispflänzchen eine stattliche, dunkelgrüne Pflanze, die jeder Schnecke trotzt.
Die Sonnenblumen recken ihre Hälse empor. Es kann nur noch wenige Wochen dauern, bis sie in ihrer vollen Pracht erstrahlen. Tagtäglich streife ich über unser Gelände und entdecke jedes Mal etwas Neues: den Waldstauderoggen, der so schnell wächst. Vor zwei Wochen hat der Fünfjährige seinen Kopf noch drüber gestreckt. Jetzt ist er nicht mehr zu sehen und der Roggen höher als ich.
Himbeerblüten, die eine Unmenge an Bienen und anderen Insekten anziehen. Das Gesumme dort sorgt für eine wohlige Stimmung und lässt von süßen Früchten träumen. Wildrosen, die in unterschiedlichsten Farben und Formen aufblühen, bezaubernd duften und die pummeligen Hummeln, die darin baden.
Die ersten süßen Kirschen. Und Kinder, die es nicht erwarten können, sie zu pflücken und die zu dritt im Kirschbaum stehen, um die roten, ganz oben zu pflücken. Die Kerne werden selbstverständlich richtig weit weggespuckt.
Brennnesseljauche einfach selbst machen
Die ersten Brennnesselsamen, die im Vorbeigehen gezupft und direkt genossen werden können. Bevor die Brennnessel jedoch ihren Samen ausbildet, macht es Sinn, noch eine Jauche anzusetzen: Einen großen Eimer halbvoll mit frischen Brennnesseln füllen und mit Regenwasser auffüllen. Eine kleine Schaufel Urgesteinsmehl dazu und für zwei Wochen täglich umrühren. Danach freuen sich die Tomaten, die Gurken und auch die Kürbisse über eine ordentliche Portion.
„Was gibt es besseres als eine süße, warme Tomate direkt von der Pflanze gepflückt an einem warmen Sommertag?“
Unsere Tomaten beispielsweise werden einmal wöchentlich verwöhnt: Triebe ausgeizen und ausgiebig gießen (eine Gießkanne mit Regenwasser mit einem Liter Brennnesseljauche). Unter den Tomaten wächst bei uns der ewige Kohl, ebenso wie Petersilie und Basilikum. Eine wunderbare Mischkultur, die sowohl Schädlinge abhält, als auch den Geschmack der Tomaten verbessert. Und was gibt es besseres als eine süße, warme Tomate direkt von der Pflanze gepflückt an einem warmen Sommertag?
Nachwuchs bei den Enten
Im Juni sind nun auch die ersten Küken geschlüpft – was für ein Spaß, mit den Kindern, die kleinen Entenküken beim Baden zu beobachten. Auch Leben und Tod bringen wir ihnen näher: Ein Küken, das es nicht geschafft hat, wird zusammen beerdigt. Danach erfreuen wir uns aber über die Küken, die gesund und munter neben ihrer Mama umherhüpfen und über ihre großen Beinchen stolpern.
Nach getaner Arbeit macht es dann doppelt so viel Spaß, abends am Lagerfeuer zusammenzusitzen und Pizzabrot oder Eintopf zu genießen. Dazu einen frischen Salat mit Wildkräutern, und das Glück ist perfekt.
Das einfache Leben – das uns aber so glücklich macht.
Text und Fotos Sabrina Wagner
Zur Person
Sabrina Wagner ist Selbstversorgerin, Permakultur-Beraterin und Mutter. Sie hat zusammen mit einer Freundin den Verein cum natura Umweltakademie e.V. gegründet und bietet Gartenberatungen, Workshops und Online-Kurse an.
Wie wird man eigentlich Selbstversorgerin? Sabrina Wagner hat uns ein paar Tipps verraten.