Eva-Maria Walle Boden Regina Recht

„Ein guter Boden verfügt über Selbstheilungskräfte“

Werde & Friends

Nährstoffreich, rückstandsfrei und möglichst noch schön locker dazu? Das allein reicht nicht, wenn ein Boden gesunde Pflanzen hervorbringen soll. Sagt die Anbau-Beraterin und Agrarwissenschaftlerin Eva-Maria Walle. Sie berät Betriebe, die von konventionell auf biologisch-dynamisch umstellen wollen.

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht biologisch-dynamisch

Als Anbau-Beraterin für Arznei- und Aromapflanzen kommen Sie in viele Betriebe, die vitale Heilpflanzen anbauen und ihr Wirtschaften von konventionell auf biologisch-dynamisch umstellen wollen. Wie kann man sich das vorstellen, wenn Sie zum ersten Mal vor Ort sind? Worauf achten Sie?
Eva-Maria Walle Da sind zunächst mal die visuellen Eindrücke. Ich schaue mir die Pflanzen an, ihren Wuchs. Ziemlich schnell wandert mein Blick dann zum Boden. Ich untersuche seine Farbe, erforsche die Struktur: Wie bricht sich der Boden, wenn ich ein Stück mit dem Spaten aushebe? Wie fühlt er sich an?

Was können Sie feststellen, wenn Sie den Boden anfassen?
Eva-Maria Walle Hat er zum Beispiel wenig Struktur, ist er also eher fest statt locker oder krümelig, werde ich hellhörig. Man spricht auch von Verdichtung, wenn ein Boden wenig feines Gefüge, wenige Poren hat. In einem verdichteten Boden kann unter anderem Sauerstoff fehlen und dadurch finden sich dann wenig Bodenlebewesen: Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze. Oder auch Würmer. Schließlich ist auch die Wurzel ein wichtiger Hinweisgeber. Hin und wieder ziehe ich eine Pflanze raus, betrachte ihr Wurzelwerk. Wie ist die Form? Typisch für die Art? Nur schwächlich ausgebildet? Manchmal rieche ich an der Wurzel.

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht biologisch-dynamisch

Was sagt denn der Geruch einer Wurzel über die Bodenqualität aus?
Eva-Maria Walle Ich spreche da jetzt mal für mich: Eine leichte Fäulnisnote an sich ist erstmal nichts Schlimmes. Die Frage ist: Erinnert diese Note eher an einen frischen Waldboden, der ja auch was von Verwesung hat? Oder habe ich diese dumpfe Assoziation von Keller und Schimmelbildung? Zugegeben, das sind schon sehr spezielle Methoden, mit denen ich da herangehe. In all den Jahren, in denen ich nun schon Böden analysiere, hat sich ein großer Erfahrungsschatz angesammelt. Vieles läuft intuitiv.

„Stellen wir uns das Leben im Boden als Zusammenspiel ganz vieler kleiner Zahnräder vor. Wenn diese perfekt ineinander greifen, ist der Boden gesund.“

Können Sie sich allein auf ihr sinnliches Erleben verlassen oder gibt es weitere Werkzeuge für die Analyse eines Bodens?
Eva-Maria Walle Der erste Schritt nach dem Rundgang durch einen Betrieb für einen groben Überblick ist tatsächlich immer eine ausführliche Bodenanalyse. Etwa je ein Kilo Boden pro vergleichbaren Bodenverhältnissen geht ins Labor. Die Bodenanalyse ist ein bisschen so etwas wie das Blutbild eines Menschen. Sobald die Ergebnisse des Bodenlabors da sind, kann ich mich mit dem Anbauer zusammensetzen und wir entwickeln gemeinsam einen Maßnahmenplan. Was muss geschehen, damit der Organismus Boden widerstandsfähiger wird? Wie kommt die Vitalität in den Boden zurück?

Sie haben gerade den Begriff Organismus verwendet. Ist ein Boden denn ein Organismus?
Eva-Maria Walle Nach biologisch-dynamischer Auffassung ja. Er ist zumindest nicht nur Träger der Pflanze und Träger von Nährstoffen oder Wasserspeicher. Er das zu Hause verschiedener Lebewesen und Lebensprozesse. Stellen wir uns das Leben im Boden als Zusammenspiel ganz vieler kleiner Zahnräder vor. Wenn diese perfekt ineinander greifen, ist der Boden gesund. Wir sprechen auch von Bodenfruchtbarkeit. Nur in einem Boden, der gut vorbereitet und gepflegt ist, können Pflanzen gut wachsen. Die Pflanze weiß, was sie macht. Vorausgesetzt, sie findet die entsprechenden Bedingungen vor. Man kann diese Verhältnisse dann unter anderem an der Düngerbilanz sehen.

Was ist eine Düngerbilanz?
Eva-Maria Walle Vereinfacht: Was gebe ich in den Boden und was bekomme ich aus ihm? Die Pflanze entzieht dem Boden ja Nährstoffe, die mit der Ernte aus ihm ausgetragen werden. Es muss sichergestellt sein, dass der Boden nicht in einen Mangelzustand kommt, indem man ihm die entzogenen Nährstoffe zurückgibt. Ist die Fruchtbarkeit hoch, sind genügend Nährstoffe im Boden verfügbar und werden kontinuierlich frei gegeben, wie langjährige Versuche gezeigt haben. Es heißt, im Idealfall müssen von außen weniger Nährstoffe zugegeben werden, als die Pflanzen entziehen. Das Gute wird mehr durch ein stimmig ineinandergreifendes Geben und Nehmen – ist das nicht faszinierend?

 

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht biologisch-dynamisch

Wünscht sich das nicht jeder Landwirt und jeder Gärtner: Einen starken Boden, der die Pflanzen stark macht?
Eva-Maria Walle Ich erinnere mich da an mein agrarwissenschaftliches Grundstudium. Wir beschäftigten uns viel mit Bodenchemie, auch mit Bodenkunde und gingen immer mehr ins Detail. Gefühlt ging es aber darum, einen Mangel auszugleichen – weniger darum, ein System aufzubauen. Auch der biologisch-dynamische Produzent braucht tiefe  Kenntnisse in den genannten Bereichen, sie sind für ihn aber eher so etwas wie Grundwerkzeuge. So etwas wie ein Traktor, den braucht jeder Landwirt, egal wie er wirtschaftet.

Als ich später anfing biologisch-dynamisch zu arbeiten, wurde all das Grundwissen enorm erweitert und ergänzt. Man beginnt, die Pflanze nicht mehr als bedürftig zu sehen und erlebt, dass sie in einem gesunden Boden alles finden kann, um eine hohe Resilienz auszubilden. Eine Pflanze, die über gute Selbstheilungskräfte verfügt, braucht in der Regel kaum Pflanzenschutzmittel. Sie ist vital und stark, bis in die Wurzelspitzen.

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht biologisch-dynamisch

Eben haben sie von Pflanzen mit schwächlichen Wurzeln gesprochen. Haben gesunde Pflanzen kräftige Wurzeln?
Eva-Maria Walle Nicht unbedingt, aber mit etwas Erfahrung sieht man, ob eine Pflanze sich in der Umgebung wohlfühlt. Nach dem Studium der Agrarwissenschaft habe ich ein paar Jahre im Weleda-Heilpflanzengarten in Wetzgau bei Schwäbisch Gmünd gearbeitet. Hier hatten wir die Möglichkeit, querschnittartig in den Boden reinzuschauen. An mehreren Stellen im Garten stehen Bodenschaukästen. Nicht nur die Besucher, die kommen, sind beeindruckt.

Was ist in einem solchen Bodenschaukasten zu sehen?
Eva-Maria Walle Je nach dem. In einem Schaukasten wurden mal verschiedene Substratarten geschichtet. Die obere Schicht war in allen Fällen humusreicher Boden, darunter folgten wahlweise Sand, Lehm oder reiner Kompost. Dieselbe Pflanze reagiert je nach Boden ganz unterschiedlich. Mal bildet sie kurze, feine Wurzeln aus, dann lange, schlanke. Manchmal findet man auf einmal auch ganz viele kleine Nebenwurzeln. Ich stand oft vor diesen Schaukästen und hab einfach nur gestaunt, aber auch verstanden.

Was war so beeindruckend für Sie beim Blick unter die Erde?
Eva-Maria Walle Letztlich geht es weniger um die Frage, ob Wurzeln besser sind, wenn sie kräftig oder lang oder stark verzweigt sind. Entscheidend für mich war eher die Erkenntnis: Die Pflanze sucht sich ihren Weg – und zwar stets in Abhängigkeit dessen, was sie vorfindet. Die Wurzel ist dabei sowas wie das Sinnesorgan der Pflanze. Über die Wurzel kann die Pflanze sich orientieren. Und kommunizieren. Über die Wurzel steht die Pflanze im Austausch mit dem Boden – und umgekehrt.

Man fragt sich, wie diese Kommunikation funktioniert, wenn Tomaten nicht mehr in der Erde wachsen, sondern in einer Art Fleece – so wie es in Treibhäusern ja teilweise geschieht…
Eva-Maria Walle Ich möchte ungern andere Anbaumethoden schlecht machen. Ich selbst habe ja auch noch nie in einem solchen Gewächshaus gearbeitet. Nur so viel: Irgendwie stelle ich mir diese hochgetrimmten Pflanzen ziemlich verweichlicht vor. Gäbe man sie in echten Boden, hätten sie vermutlich erst einmal ziemlich zu kämpfen. Pflanzen müssen dahin wachsen, wo die Nährstoffe sind. Auch eine Treibhauspflanze sollte dazu in der Lage sein, das ist schließlich ihr genetisches Programm. Aber in der neuen Umgebung hätte sie Stress.

Ich glaube, es ist wichtig, sich klarzumachen, dass wir hier von zwei von Grund auf unterschiedlichen Systemen sprechen. Das Treibhaus-System mag in sich gut funktionieren, tolle Erträge bringen. Das Ziel ist aber ein anderes als das, was wir zum Beispiel in unserem Betrieb verfolgen. Wenn sich aber alles nur noch um den Leistungsgedanken dreht, geht für mich etwas verloren.

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht biologisch-dynamisch

 

Was geht verloren, wenn eine Pflanze ohne Boden wächst?
Eva-Maria Walle Das Echte, das Authentische. Die wirkliche Vitalität. Ein bisschen so wie bei einem Pflanzenöl vielleicht, das hocherhitzt wurde, um die Ausbeute zu steigern: Es hat genauso viele Kalorien, aber geschmacklich kommt es an ein frisch gepresst es Öl einfach nicht ran und es fehlt ihm an Vitalität. Oder nehmen wir den Hefezopf, den ich früher oft aß, wenn ich Laufen gegangen bin. Leicht verdaulich, dachte ich, optimal vor dem Sport und gut für die Leistung.

Heute greife ich nur noch selten zu Backwaren aus Weißmehl. Dem Körper geht es mit einem Müsli oder einer Scheibe Vollkornbrot einfach nachhaltig besser als mit Kalorien, die zwar schnell verfügbar, aber auch leer sind. Frei von Lebens- und Vitalkräften sozusagen. Genau um die geht es aber, in der Ernährung wie in meinem Beruf. Ich arbeite am und im Lebendigen – auch nach so vielen Jahren ist das keineswegs eine Selbstverständlichkeit für mich. Eher etwas, was ich mir wieder und wieder ins Bewusstsein hole.

Manchmal helfen mir auch meine Mitarbeiter dabei. Ich muss diese wunderschöne Pflanze erst noch einen Moment anschauen und wahrnehmen, bevor ich sie abschneide, sagt eine Kollegin manchmal. Zugegeben, es kommt vor, dass ich abwinke, mir denke: Komm, lass uns die Arbeit machen. Dabei hat die Kollegin so recht, genau das ist es doch, was uns so wichtig ist: Dass wir die Lebenskräfte erkennen.

Der Weleda Heilpflanzengarten in Wetzgau war hier bestimmt ein gutes Lernfeld.
Eva-Maria Walle Das stimmt. Seit 1959 wird der Boden hier biologisch-dynamisch bearbeitet. Wenn 150 verschiedene Arzneipflanzen an ein und demselben Standort wachsen, spricht das für eine enorme Fruchtbarkeit: Die Pflanzen können sich sozusagen munter bedienen. Doch, in den ersten acht Jahren meines beruflichen Lernens, durfte ich in einem Idealzustand leben. Eine gute Vorbereitung für das, was kam.

Als Sie sich selbstständig machten und anfingen, Betriebe im Umstellungsprozess auf biologisch-dynamisch zu beraten, haben Sie vermutlich ganz andere Böden gesehen …
Eva-Maria Walle Da sagen Sie was. Ich erinnere mich an einen Anbauer in Marokko. Vor allem die Calendula machte ihm Sorgen, sie war schnell von Mehltau befallen. Außerdem gab es bei verschiedenen Pflanzen ein Problem mit Nematoden im Boden. Nematoden sind kleine Würmchen, die in die Wurzel der Pflanze eindringen und an ihr saugen. Die Pflanze stirbt. Wie kriegen wir die Viecher weg? Wollte der Landwirt von mir wissen. Eine Frage, die eine für den konventionellen Anbau typische Haltung zum Ausdruck bringt: Man möchte bekämpfen, eliminieren, wegbekommen. Mein Ansatz ist ein anderer. Ich habe dem Partner klargemacht, dass es darum geht, Gegenspieler in den Boden zu bekommen. Viele andere Lebewesen, die den Boden vitaler und damit widerstandsfähiger machen.

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht

Wie hat der Landwirt auf diesen Vorschlag reagiert?
Eva-Maria Walle Erstmal skeptisch. Sein Denken war nährstoff-bezogen, ging am Wesen des Bodens vorbei. Was gibt es dafür ein Mittel? Fragte er. Ich weiß noch gut, wie verdutzt er mich angeschaut hat, als ich ihn fragte, wo sein Kompost sei und ob er schon etwas von Gründüngung gehört hatte. Er hatte keinen. Das sollten wir ändern, sagte ich. In manchen Dingen bin ich radikal, im besten Sinne des Wortes…

Ist der Kompost fürs biologisch-dynamische Wirtschaften denn zentral?
Eva-Maria Walle Absolut. Ich erlebe das immer wieder: Pflanzenrückstände werden als Abfall gesehen, werden weggekarrt, manchmal sogar verbrannt. Dabei ist der Kompost das Herzstück des Gartens, hier entsteht allerbester Humus. Das leuchtete dem marokkanischen Partner ein, Humus kannte er. Einer der ersten Schritte war dann der Aufbau einer Kompostwirtschaft in diesem Betrieb.

Darüber hinaus zeigte ich dem Landwirt, wie man einen Mist- oder Komposttee herstellt: Einen Tee mit Auszügen aus Mist. Eine weitere Maßnahme war, dass wir gereiften Schafmist in den Boden eingearbeitet haben. Zuletzt haben wir uns dem Thema Gründüngung zugewendet. Wenn ein Boden auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung umgestellt wird, ist das ein ganz wichtiger Punkt.

Erklären Sie mal: Wie funktioniert Gründüngung?
Eva-Maria Walle Über bestimmte Pflanzenarten, Klee oder Wicken etwa, man sät sie aus wie Weizen oder Gerste. Die Pflanzen verbleiben eine gewisse Zeit auf dem Feld, zwischen drei Monaten und einem Jahr. Gründüngungspflanzen verfügen über besondere Fähigkeiten. Zum einen wirken sie direkt unter der Erdoberfläche, im oberen Wurzelbereich. Hier bilden sie spezielle Bakterien, die Stickstoff aus der Luft aufnehmen und wieder abgeben. Ohne organisches Material kein Regenwurm, sage ich immer. Und ohne Regenwurm kein lockerer Boden.

„Es ist doch ein Wunder, was da geschieht: Kleinstlebewesen erzeugen neue Energie aus Gründüngungspflanzen, die wieder den Heilpflanzen zugute kommt.“

Gründüngungspflanzen können aber noch mehr. Sie geben Nährstoffe über die Wurzeln ab, und zwar in besonders hohem Maß. Der Boden wird also optimal ernährt, gefüttert sage ich auch. Und selbst wenn die Pflanze längst verblüht ist, versorgt sie den Boden weiter. Man nennt das Mulchen, wenn man die kleingeschnittenen Pflanzenteile in den Boden einarbeitet. Erneut: Ideales Futter für Regenwürmer! Tatsächlich stellen wir immer wieder fest, dass ich die Anzahl der Regenwürmer im Boden nach einem Zyklus Gründüngung deutlich erhöht hat.

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht

Das klingt witzig, wie Sie das sagen: Den Boden füttern.
Eva-Maria Walle Ich weiß, aber der Boden mag das. Genauer: Die Bodenlebewesen. Wirklich! Der Boden mag das übrigens nicht nur im Zusammenhang mit Gründüngung, sondern ganz grundsätzlich, wenn gesunde Rohstoffe im Sinne des Kreislaufs wieder zurückgebracht werden. Im Grunde ist das genau das, was beim Kompostieren geschieht. Die Umsetzungsprozesse des Pflanzenverschnitts durch Mikroorganismen sind für mich sowas wie der Verdauungsprozess des Gartens.

Es ist doch ein Wunder, was da geschieht: Kleinstlebewesen erzeugen neue Energie aus Gründünungspflanzen, die wieder den Heilpflanzen zugute kommt. Aufs Feld gebrachte Gründüngung im Zusammenspielt mit dem Boden wird Humus. Genau das wollen wir haben: gute Erde!

Kommen wir noch mal zur Bodenanalyse, von der Sie eben sprachen. Wie gehen Sie konkret vor, wenn die Laborergebnisse vorliegen?
Eva-Maria Walle Das ist individuell sehr verscheiden und hängt vom konkreten Ergebnis ab. Manchmal bin ich selbst überrascht. Einmal, im Lavendelanbau, zeigten die Pflanzen Mangelsymptome. Die Blätter waren verblasst, hatten einen Gelbstich. Die Laboranalyse zeigte jedoch nicht unbedingt einen Mangel, wie man als erstes hätte ahnen können. Da stimmt was nicht, meinte der Bauer. Dabei standen die Analyseergebnisse bei genauerem Hinsehen nicht im Widerspruch zu dem, was sich auf den Feldern zeigte. Es war der Überschuss eines bestimmten Parameters, der verhinderte, dass andere Nährstoffe ausreichend aufgenommen werden konnten.

Eva-Maria Walle Boden Regina Recht

Wie konnten Sie im konkreten Fall helfen?
Eva-Maria Walle Kurzfristig über die Gabe unterschiedlicher Kalkarten. Langfristig muss man sich aber natürlich immer die ganze Kette anschauen. Welcher Nährstoff fehlt? Das ist zu kurz gedacht. Wie bringen wir alle Parameter ins Gleichgewicht? Darum geht es, so kommt man zum Ziel. Über Kompostarbeit, Gründüngung und – ein weiterer wichtiger Punkt – die Arbeit mit biologisch-dynamischen Präparaten. Man muss geduldig sein, darf nicht sofort ein Ergebnis erwarten.

Apropos: Wie lange dauert es eigentlich, bis ein Betrieb von konventionell auf biologisch-dynamisch umgestellt ist?
Eva-Maria Walle In der Regel sieht man nach drei Jahren erste Effekte. Manchmal auch schon nach zwei. Der Humusgehalt ist ein wichtiger Indikator. Je niedriger der ist, desto schlechter. Für mich ist es jedes Mal ein wunderschönes Erlebnis, den Unterschied zu sehen. Boden in die Hand zu nehmen, bei dem alles stimmt: Die Farbe, der Geruch, die Konsistenz. Und wenn dann noch ein Regenwurm irgendwo rausguckt… ja, dann bin ich glücklich.

 

Elisabeth Hussendörfer Interview
Regina Recht Fotos

Jeder kann selbst etwas für einen gesunden Boden tun – lese hier die Tipps von Eva-Maria Walle für Deinen Garten.